Workshop Mapping


#Mappingthecity – muslimisches Leben à la carte

Im Rahmen des Workshops #mappingthecity erstellten die Teilnehmenden eine Karte mit ausgewählten Orten, die für sie „muslimisches Leben“ in Berlin repräsentieren. Hierzu besuchten die Teilnehmenden verschiedene Orte und setzten sich mit „der muslimischen Seite“ Berlins auseinander – auch dahingehend, ob und wie diese Orte das Stadtbild prägen.

Nach einer kurzen Kennenlernrunde und einer Vorstellung des Workshopablaufs führte die Workshopleiterin Dorota Kot die Teilnehmenden in das Thema „Kartographie, Stadtpläne und – planung“ ein. Die zweite Workshopleitende Oleksandra Bienert referierte zum Thema „Identität“: Diskutiert wurden dabei Fragen wie: Welche Faktoren bestimmen die Identität? Was und aus welchen Gründen empfindet man etwas im Alltag als „fremd“? Frau Bienert sprach mit den Teilnehmenden über die Konstruktion von Fremdbildern und darüber, wie sich eigene Fremdbilder hinterfragen und reflektieren lassen. Am Beispiel der Konstruktion von Bildern von Muslim_innen in den Medien analysierte die Gruppe, welche Inhalte diese Bilder darstellen und welche Botschaften sie transportieren sollen. Daran anschließend erklärte Oleksandra Bienert die Unterschiede zwischen einem Stereotyp, einem Vorurteil sowie daraus ggf. resultierender Diskriminierung und ging dabei insbesondere auf Muslimfeindlichkeit ein. Abschließend beschäftigte sich die Gruppe mit zwei kurzen Filmen zum Thema Alltagsdiskriminierung von Musliminnen und Muslimen in Deutschland. Jeder Theorieblock endete mit einer kurzen Reflexion, so dass die Teilnehmenden am Ende des ersten Tages, neben der Auseinandersetzung mit konstruierten Fremdbildern und Muslimfeindlichkeit, auch ihre eigenen Bilder und Vorstellungen, u. a. von Musliminnen und Muslimen, kritisch hinterfragt hatten.

Am darauffolgenden Tag besuchte die Gruppe eine Moschee in Kreuzberg. Während der Führung durch die Moschee erfuhren die Teilnehmenden viel über muslimischen Glauben und hatten die Möglichkeit ihre Fragen zu diskutieren. Für einige der Teilnehmenden war diese Führung der erste direkte Berührungspunkt mit „dem“ Islam.

Im Rahmen einer anschließenden Kreuzberg-Tour besuchte die Gruppe das Kreuzberg-Friedrichshain-Museum: Der Tourguide gab eine kurze Einführung zur Kreuzberger Geschichte und sprach mit den Teilnehmenden über alltägliche Diskriminierungserfahrungen innerhalb des Stadtteils. Im weiteren Verlauf der Tour besuchten die Teilnehmenden Orte, die Bezug zu muslimischem Leben haben, so z. B. den Oranienplatz, die Oranienstraße, das Babylon Kino sowie eine weitere Moschee. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen in einem arabischen Restaurant, bei dem die Teilnehmenden die Exkursion reflektierten.

Der dritte Tag der Workshopreihe begann mit einem Besuch der Ausstellung “Bizim Berlin 89/90. Fotografien von Ergun Cagatay”. Die Ausstellung zeigte eine Dokumentarfotoserie über die zweite Generation türkischer Einwanderinnen und Einwanderer in Ost- und West-Berlin. In der anschließenden Diskussion waren v. a. die Themen Einwanderung und Ausgrenzung zentral.

Nach dem Ausstellungsbesuch präsentierte Dorota Kot unterschiedliche Arten von Karten am Beispiel Berlins. Basierend auf den Eindrücken der Exkursionen erstellten die Teilnehmenden anschließend Karten ihres „eigenen“ Berlins, die Wege, U-Bahn-Stationen, Bezirke und ihre am häufigsten besuchten Orte anzeigten und deren Bedeutung für die jeweilige Person erklärten.

Schließlich begannen die Teilnehmenden an ihrer gemeinsamen Karte „des muslimischen Berlins“ zu arbeiten und legten die Rubriken Kultur, Architektur/Geschichte, Initiativen/Politik/Wissenschaft und Freizeitgestaltung für die Legende ihrer Karte fest. Die Teilnehmenden sammelten – neben den von ihnen im Rahmen der Exkursionen selbst besuchten Orte – Ideen für weitere Orte, die sie selbst als repräsentativ für „muslimisches Leben in Berlin“ betrachten. Sie tauschten sich außerdem darüber aus, welche Botschaften eine Karte kommuniziert, was sie selbst mit ihrer Karte kommunizieren wollen und durch welche kreativen Methoden sie mit ihrer Karte diese Botschaft vermitteln können. Ferner überlegten die Teilnehmenden, welche Ortschaften, Stadtteile, Zeichensysteme und zusätzliche Informationen in die Karte einbezogen werden sollten. Es wurde u. a. entschieden, den Schwerpunkt der Karte auf den Bezirk Kreuzberg zu legen. Auch der Berliner Mauerweg wurde als Teil der Karte gewählt. Er soll veranschaulichen, weshalb in bestimmten Teilen Berlins mehr muslimisches Leben zu finden ist als in anderen.

Nach dem gemeinsamen Brainstorming begann die Gestaltung der Karte: Die Teilnehmenden malten die Umrisse Berlins, markierten die für sie wichtigen „muslimischen Orte“ und ordneten diese den ausgewählten Rubriken zu.

Entstanden ist eine Karte Berlins, die die Lust weckt, sich selbst mit „muslimischem Leben“ in Berlin auseinanderzusetzen und die ausgewählten Orte selbst zu besuchen. Die Karte hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern enthält von den Teilnehmenden ausgewählte Orte, die für sie „muslimisches Leben“ repräsentieren.

Teilnehmende: In Berlin lebende Jugendliche verschiedener Herkunft im Alter von 16 bis 27 Jahren

Zeitraum: 5 Termine im September 2018, jeweils 4 – 7 Stunden

Workshop-Leitung: Dorota Kot (Stadtplanerin, Kulturschaffende), Oleksandra Bienert (Historikerin, Trainerin für Diversity und interkulturelle Kompetenz, Community-Aktivistin)