Workshop Radio


Im September fand im Rahmen einer Projektwoche der Radio-Workshop „Interkulturelles Berlin“ an einer Gemeinschaftsschule statt. Ziel des Workshops war es, Schülerinnen und Schülern zum Themenkomplex „Interkulturelles Berlin“ zu sensibilisieren. Die Teilnehmenden, von denen ein Großteil selbst Migrationshintergrund hatten, führten Straßenumfragen und Interviews durch und fügten sie mit selbst erstellten Sprechertexten zu einer Radio-Sendung zusammen. Diese spielten die Teilnehmenden ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in einer moderierten Live-Sendung am Abschlusstag der Projektwoche vor.

Zu Beginn besuchte die Gruppe den Vortrag einer Journalistin, in dem es um rechtspopulistische Parteien in Deutschland sowie um deren Haltung zum Islam ging. Im Anschluss erhielten die Jugendlichen die Möglichkeit, der Journalistin Fragen zu stellen und mit ihr zu diskutieren. Nach einer Reflexionsrunde zu dem besuchten Vortrag spielten die Jugendlichen ein Interviewspiel: Es wurden Interviewpärchen gebildet, von denen jeweils eine bzw. einer sich hinter einer Stellwand befand. Der Rest der Gruppe konnte den Interviewten somit nicht sehen, sondern nur hören. Im Anschluss an jedes Interview werteten die Teilnehmenden gemeinsam das Gesagte in einer Feedback-Runde sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich der Fragetechnik aus. Im Anschluss führten die Workshop-Leitenden die Teilnehmenden in die unterschiedlichen Radioformate (gebauter Beitrag, Umfrage, Hörspiel usw.) ein und veranschaulichten deren Charakteristiken anhand von Hörbeispielen.

Die Schülerinnen und Schüler teilten sich in fünf Arbeitsgruppen auf und diskutierten über mögliche Themen für ihre eigenen Beiträge, die im Laufe der Woche entstehen sollten. Nachdem die Themen in einer „Redaktionskonferenz“ vorgestellt und diskutiert worden waren, begannen die Teilnehmenden mit der Recherche von Hintergrundinformationen, hielten eigene Interessen schriftlich fest und suchten nach möglichen Interviewpartnerinnen und -partnern.

Folgende Gruppen bildeten sich:

1) „Was sagen unterschiedliche Parteien zum Thema Integration?“

2) „Was sagen Berlinerinnen und Berliner zum Thema Integration und Diskriminierung?“

3) „Integration von Asiatinnen und Asiaten in Berlin“

4) „Willkommensklassen“

5) „Der Verzicht von Schweinefleisch in Kindergärten und Schulen“

Gemeinsam mit der Workshop-Leiterin Stella Luncke wurden in den einzelnen Gruppen Fragen erarbeitet und die Aufnahmetechnik erlernt. In den Gruppen wurden folgende Fortschritte gemacht:

Die Gruppe „Was sagen unterschiedliche Parteien zum Thema Integration?“ stellte in einem Sprechertext das Integrationsprogramm der Grünen vor. Daran anknüpfend wurde Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin bei den Grünen in Rheinland-Pfalz, am Telefon interviewt. Sie definierte den Begriff „Diskriminierung“ und erklärte, wie die Grünen politisch dagegen vorgehen wollen. Um zu zeigen, wie Berlinerinnen und Berliner über die Integrationspolitik von unterschiedlichen Parteien denken, erstellten die Schülerinnen und Schüler eine Straßenumfrage, die an das Interview angehängt wurde.

Für eine Straßenumfrage in Spandau entschied sich die Gruppe „Was sagen Berlinerinnen und Berliner zum Thema Integration und Diskriminierung?“. Sie interviewten Personen, sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund und bekamen sehr diverse Aussagen. Die Gruppe kam mit so viel Material zurück, dass ihre Umfrage in drei Teilen gesendet werden musste.

Die Gruppe „Integration von Asiatinnen und Asiaten in Berlin“ ging von ihren eigenen Diskriminierungserfahrungen aus, da zwei von ihnen selbst einen asiatischen Migrationshintergrund haben. Durch die neue Popularität des K-Pops nahmen sie an, dass neu zugezogene Asiatinnen und Asiaten einen leichteren Start in Deutschland hätten und sprachen darüber mit Menschen mit asiatischem Hintergrund im Rahmen einer Straßenumfrage. Ihre Interviewpartner und -partnerinnen erzählten von ihren ersten Monaten in Deutschland, wie sie in Deutschland aufgenommen wurden und wie ihre Erfahrungen mit Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft sind.

Das Thema „Willkommensklassen“ wurde ein sehr bunter Beitrag. Neben dem Kennenlernen einiger Willkommensschülerinnen und -schüler interviewte die Gruppe eine Lehrerin, die vor allem über das Problem der mangelnden Kontakte zu deutschen Jugendlichen und den damit einhergehenden Sprachschwierigkeiten berichtete. Daraufhin besuchten die Teilnehmenden einen Jugendclub, um zu erfahren, ob sich dort Willkommensschülerinnen und -schüler mit deutschen Jugendlichen treffen.

Die Gruppe „Der Verzicht von Schweinefleisch in Kindergärten und Schulen“ wählte als Aufhänger für ihren Beitrag eine stark diskutierte Zeitungsmeldung darüber, dass Schweinefleisch in einem Kindergarten verboten worden sei. Sie interviewten mehrere Eltern und Erzieherinnen und Erzieher, um sich über deren Meinung zum Thema ein Bild zu machen. Es stellte sich heraus, dass die meisten Befragten gegen ein Verbot sind, aber sich für das Angebot eines Alternativessens aussprechen. Auf die Frage, ob man das Weihnachtsfest abschaffen solle, reagierten die meisten Befragten eher ablehnend. Auch die Schulleiterin der eigenen Schule der Teilnehmenden wurde in diesem Rahmen befragt und vertrat einen ähnlichen Standpunkt.

Nach einem kurzen Vortrag von Workshop-Leiterin Stella Luncke über „Die Schere im Kopf“, der die Verantwortung einer Reporterin / eines Reporters und die Möglichkeit einer objektiven Berichterstattung thematisierte, arbeiteten die Teilnehmenden an ihrem Audiomaterial. Mit anschließender Hilfe von den Workshop-Leitenden bearbeiteten die Gruppen ihre Aufnahmen am PC, schrieben Zwischentexte und sprachen diese ein. Ferner wurden Themen wie „Möglichkeiten der Manipulation durch den digitalen Tonschnitt“ und „der Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Anstalten“ in der Gesamtgruppe diskutiert.

Als alle Beiträge von den Teilnehmenden fertig bearbeitet waren, erstellten alle zusammen ein Sendeschema, legten Aufgaben wie Moderation, Sendeleitung und Technik für die Live-Sendung fest und bereiteten diese vor. Die Sendung selbst war ein voller Erfolg. Es gab viele Zuhörerinnen und -hörer, die Stimmung war äußerst konzentriert und es gab viel Interesse an den Themen. Alle Teilnehmenden waren begeistert, das Gesamtergebnis live miterlebt zu haben und erwähnten abschließend, wie sehr ihr Selbstbewusstsein dank des Führens der Interviews und der Durchführung einer Live-Sendung gestärkt worden sei. Auch gaben sie an, dass ihre Standpunkte zum Thema „Integration“ und „Diskriminierung“ sich durch die intensive Beschäftigung mit den Beitragsthemen verfestigt haben und sie betonten, wie gut es ihnen gefallen hat, sich intensiv mit besagten Themen auseinandergesetzt zu haben.

Teilnehmende: Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichem Migrationshintergrund einer Gemeinschaftsschule in Berlin Charlottenburg im Alter von 16 bis 18 Jahren

Zeitraum: Fünf ganztägige Termine im September

Workshop-Leitung: Stella Luncke (Feature- und Hörspielautorin), Josef Maria Schäfers (Feature- und Hörspielautor)