Comic im Kiez
Im Workshop Comic tauschten sich die Teilnehmenden zunächst darüber aus, woher sie kommen, wie lange sie bereits in Deutschland leben, welche Erfahrungen sie mit Comiczeichnen haben und welche Erwartungen sie an den Workshop haben.
Nach einer Einführung in die Grundlagen des Comiczeichnens durch den Workshop-Leiter, wurde darüber diskutiert, was das übergreifende Thema „Interkulturelles und -religiöses Zusammenleben in Berlin – im besonderen Hinblick auf Musliminnen und Muslime“ alles umfasst und wie man es am besten umsetzen kann. Der Workshop-Leiter stellte Comics von Soufeina Hamed, einer in Berlin lebenden, muslimischen Comiczeichnerin vor. Es stellte sich heraus, dass viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer keine persönlichen Kontakte zu Musliminnen und Muslimen haben, sondern ihr Bild hauptsächlich durch die Medien sowie von zufälligen Begegnungen im öffentlichen Stadtraum geprägt ist.
Deshalb beschloß die Gruppe gemeinsam in den benachbarten Stadtbezirk „Wedding“ zu fahren – in dem viele Menschen mit muslimischem Hintergrund leben – um vor Ort zu recherchieren und zu zeichnen. Ausgerüstet mit dem Skizzenbuch waren so in kleinen Gruppen Beobachtungen von Menschen, Details und Dialogen im städtischen Leben möglich, die einem ansonsten in der Hektik des Alltags nicht auffallen. Die Teilnehmenden zeichneten muslimische Mitmenschen bei alltäglichen Tätigkeiten wie Einkaufen, Spazierengehen, Warten auf den Bus etc.
Eine großartige und sehr interessante Erfahrung für die ganze Gruppe war der Besuch einer Moschee. Dort erhielten die Teilnehmenden nicht nur eine Führung, sondern konnten im anschließenden Gespräch Fragen zum Glauben und Leben der Musliminnen und Muslime stellen. Die Gruppe erlebte eine für sie selbst überraschende Offenheit und Freundlichkeit und wurde sogar zum gemeinsamen Fastenbrechen zum Ende des Ramadan in die Moschee eingeladen. Zurück in der Räumlichkeiten der Jugendkunstschule Pankow wurden die Erlebnisse in der Gruppe reflektiert und es kam zu einer angeregten Diskussion.
Bei einem weiteren Workshop-Treffen besuchte die Gruppe ein Weddinger Straßenfest in der Badstraße. Auch hier boten sich wieder vielerlei Möglichkeiten, Mitmenschen mit muslimischem Migrationshintergrund zu beobachten, mit ihnen in Kontakt zu treten, erste Skizzen anzufertigen und anschliessend in der Gruppe über die Beobachtungen und Erlebnisse zu diskutieren.
Nach der ferienbedingten Sommerpause traf sich die Gruppe im September wieder. Alle Workshop-Teilnehmer/-innen hatten die vergangenen Wochen genutzt, um Beobachtungen und Kontakte mit muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in ihrem Skizzenbuch festzuhalten. Das Thema Muslimfeindlichkeit in Berlin, Deutschland und Europa hatte über den Sommer durch die umwälzenden politischen Ereignisse der Flüchtlingsbewegung einen ganz anderen Stellenwert erreicht. Die Ereignisse der vergangenen Woche wurden zunächst in der Gruppe diskutiert, bevor es wieder an die künstlerische Umsetzung ging.
Einige hatten bereits begonnen, ganze Geschichten zu entwickeln, andere hatten einzelne Bilder zum Thema skizziert oder alte Zeichnungen überarbeitet. Nun ging es darum, an der Dramaturgie der Handlung zu feilen und eine entsprechende Technik zur Umsetzung zu finden.
Bei der Abschlußveranstaltung im Oktober 2015, an der alle Teilnehmenden aller Workshops teilnahmen, wurden die entstandenen Comics ausgestellt. Zusätzlich erhielten alle Teilnehmenden und Gäste der Veranstaltung ein Comicbuch mit allen Comics.
Teilnehmende: in Berlin lebende spanischsprachige Jugendliche verschiedener Herkunft im Alter von 16 bis 27 Jahren
Zeitraum: 5 Termine im Zeitraum Juni – Oktober
Workshop-Leitung: Christian Badel