Workshops 2021


Film-Workshop „Visuelles Wörterbuch. Deine Welt – Stand up!“

Der diesjährige Filmworkshop „Deine Welt – Stand Up! Visuelles Wörterbuch“ drehte sich rund um das Thema „Unsere Gesellschaft“. Der Workshop beinhaltete das Erlernen von Filmtechniken, den Austausch über Diskriminierungsformen und unterschiedliche Erfahrungen in der Gesellschaft, sowie die anschließende Erstellung von Filmprojekten.

An den ersten beiden Tagen lernten sich die Teilnehmenden des Workshops kennen und erhielten eine Einführung zur Bedienung der Technik sowie zu unterschiedlichen Aufgaben und Bereichen am Filmset. Zudem gab es einen Input zu ausgewählten Begriffen, die später das „visuelle Wörterbuch“ bilden sollten. Körperlich und spielerisch tauschten sich die Teilnehmenden zu den Begriffen aus; darunter z. B. „Rassismus“, „antimuslimischer Rassismus“, bzw. „Islam- und Muslimfeindlichkeit“, „Homofeindlichkeit“, „Transfeindlichkeit“, „Misogynie“, „Tokenism“, „Intersektionalität“, oder „Klassismus“. 

Im Anschluss wurde eine Interviewübung durchgeführt und zwei Filme gedreht, in denen unter anderem der politische Bildner und Aktivist Dennis Sadiq Kirschbaum zu antimuslimischem Rassismus ein Interview gab.

Die Teilnehmer*innen wurden bei der Ideenentwicklung und bei der Umsetzung tatkräftig von den Workshopleitenden und Inputgebenden unterstützt. Die Begriffe, die für das visuelle Wörterbuch besprochen wurden, wurden an diesen Tagen dann mit persönlichen Erfahrungen in Verbindung gesetzt und die Teilnehmenden entwickelten kurze „Erklär“-Videos zu ausgewählten Themen. Für die zwei Videos, die an diesen Tagen entstanden sind, waren die eigenen Geschichten und Erfahrungen der Teilnehmenden von großer Bedeutung. Sie bauten diese auf kreative und durchdachte Weise in ihre Filmerstellung ein.

Am fünften und abschließenden Workshop-Tag haben die Teilnehmer*innen die Bedienung eines Schnittprogramms erlernt und gemeinsam an ihren Filmen gearbeitet.

Die Workshopleiterin und die Inputgebenden verwendeten unterschiedliche Methoden und Medienformate. Eine Methode war das „Storytelling“: Die Teilnehmenden haben ihre persönlichen Erfahrungen in Form des Filmformats erzählt und somit ihre Gedanken und Botschaften zu Themen wie Rassismus oder Diskriminierung visuell zum Ausdruck bringen können.

Durch das Interview-Format erlernten die Teilnehmenden die Vorgehensweise von Journalist*innen, sie bereiteten Fragen vor und stellten diese den zu interviewenden Personen.

Während des Workshops fanden auch viele Gruppenarbeiten statt, bei denen die Teilnehmenden in zwei Filmgruppen gearbeitet haben und wo jede einzelne Person eine bestimmte Rolle oder Aufgabe überreicht bekommen hat.   

Im Rahmen des fünftägigen Workshops entstanden mehrere Filme. In einem Film zum Thema Sexismus und Frauenfeindlichkeit berichteten Frauen von ihren Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen und Frauenfeindlichkeit. Weitere Filme behandelten die Themen antimuslimischer Rassismus, Homofeindlichkeit, Klassismus sowie Rassismus, und Zivilcourage.

Die Teilnehmenden des Workshops bereicherten diesen mit ihrer Kreativität und Bereitschaft, sodass sich eine positive Gruppendynamik ergab. Sie tauschten sich intensiv zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen aus, erlernten Theorie und Technik zum Medium „Film“, und konnten ihre persönlichen Gedanken, Wünsche und Handlungsvorschläge kreativ zum Ausdruck bringen.

Zeitraum: Fünf Termine im August und September 2021

Workshopleiterin: Michalina Mrożek, Filmemacherin und Pädagogin

Visuelles Wörterbuch. Deine Welt: Stand up! – Die Wohnungssuche
Visuelles Wörterbuch. Deine Welt: Stand up! – Seximus
Visuelles Wörterbuch. Deine Welt: Stand up! – Rassismus und Homofeindlichkeit

 

Fotografie-Workshop „Frauen* Fotoclub“

Der „Frauen* Fotoclub“ bot einen geschützten Raum nur für Frauen und nicht-binäre Personen. Während des Workshops untersuchten die Teilnehmerinnen* gemeinsam mit den Workshopleiterinnen Luiza Folegatti und Sarah Stinshoff die Darstellung von Frauen* in der Fotografie durch Porträt- und Storytelling-Techniken. Gemeinsam erstellten sie eine Sammlung von Arbeiten verschiedener Fotografinnen* aus nicht-westlichen Kontexten. Am Ende entwickelten die Teilnehmerinnen* ihre eigenen Projekte und präsentierten diese in einer digitalen Ausstellung.

Der Workshop fand einmal wöchentlich in sechs Sitzungen auf Deutsch und Englisch statt und wurde aufgrund der Pandemie online via Zoom durchgeführt.

Der Workshop befasste sich hauptsächlich mit geschlechtsspezifischen Themen. In jeder Sitzung wurden Arbeiten von Fotografinnen* außerhalb des westlichen Kontexts vorgestellt, die sich mit dem Thema (weiblicher*) Identität befassen und die Bilder wurden mit den Teilnehmerinnen* aus verschiedenen Perspektiven diskutiert.

Die Methode bestand darin, die Arbeit von Fotografinnen* zu präsentieren, Gruppenreflexionen mit Anwendungen von Apps (z.B. Mentimeter) durchzuführen, fotografische Techniken zu erlernen, wöchentlich praktische Übungen mit Feedback-Runden zu erteilen und jeder Teilnehmerin* die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Interesse an der Fotografie zu entwickeln und zu stärken.

Der jeweilige Tagesablauf begann mit einem Warm-up und einer kurzen Wiederholung des vorigen Treffens. Die Teilnehmerinnen* gaben sich gegenseitig Feedback zu den Fotos, die sie in der Zwischenzeit gemacht hatten. Neben dem technischen Input und praktischen Übungen gab es Gruppendiskussionen zu dem jeweiligen Thema der Woche, und es kam zur Reflexion über Arbeiten verschiedener Fotografinnen*.

Methodisch arbeiteten die Workshopleiterinnen mit Breakout-Rooms via Zoom, um Gespräche in Kleingruppen zu ermöglichen. Zudem wurden während des Workshops erstellte Fotos auf einem Miro-Board für alle zugänglich gemacht, und auch der Austausch von Meinungen über die Mentimeter-App in Form von Word Clouds fand statt.

Um allen Personen die Teilhabe am Workshop zu ermöglichen, wurden die Folien jeder Sitzung auf Deutsch vorbereitet, während der Workshop größtenteils auf Englisch stattfand. Die Teilnehmerinnen* konnten sich in der Sprache ausdrücken, in der sie sich am wohlsten fühlten.

Bei den technischen Grundlagen, die die Teilnehmerinnen* erlernten, handelte es sich zuerst um die manuelle Fotografie, und wie z. B. ISO, Farbtemperatur, Blende, Shutter Speed, Belichtung und Perspektive vorteilhaft genutzt werden können. Auch die Porträt-Technik wurde erlernt. Diese beinhaltet Linien, die Drittelregel, Hintergrund, Objekt, Schnittlinien des Körpers, Perspektive, Kontrast, den Negativen Raum, die Ebene und die Selbstdarstellung.

Während der Diskussionen beschäftigten die Teilnehmerinnen* vor allem die Fragen: Was bedeutet Fotografie für mich? Wie sind Frauen* in den Medien dargestellt? Welche Bilder möchte ich machen, und welche eventuell vermeiden? Welche ethischen Grundlagen will ich für meine Fotografie-Arbeit nutzen?

Zwei Themen beschäftigten die Teilnehmerinnen* des Workshops jedoch besonders: das Selbstporträt, und die Arbeit mit anderen Personen. Viele äußerten Unsicherheiten in Bezug auf die Selbstdarstellung, doch durch den Austausch in der Gruppe ließen sich unterschiedliche Lösungsvorschläge finden. Diese waren eine große Hilfe bei der Entwicklung eigener Methoden und ethischer Grundsätze für die Arbeit mit anderen. Die Fotografin Isra Abdou erzählte an einem Workshop-Tag von ihrem künstlerischen Prozess und gab den Frauen* Tipps, wie man das Selbstporträt verwenden kann und wie man als Fotografin* vorgeht, um Andere beim Prozess wohlfühlen zu lassen. Ihr persönlicher Input kam bei den Teilnehmerinnen* äußerst positiv an.

Ein großer Teil der letzten beiden Sitzungen galt der Unterstützung der Teilnehmerinnen* bei ihrer Themenwahl für die finale Ausstellung. Durch Feedbackschleifen mit den Workshop-Leiterinnen und mit den anderen Teilnehmerinnen* konnten sie ihr Projekt auf inhaltlicher sowie auf technischer Ebene weiterentwickeln.

In der finalen Ausstellung wurden die fotografischen Arbeiten von neun Teilnehmerinnen* in einer Online-3D-Galerie präsentiert. Familienangehörige und Freund*innen waren anwesend und konnten die Arbeiten der Teilnehmerinnen* betrachten und kommentieren, während diese von ihren Arbeitsprozessen erzählten und Fragen beantworteten.

Abschließend reflektierten die Teilnehmerinnen* ihre Zeit und Erfahrungen im Workshop. Sie sagten, dass sie den Workshop als sicheren Raum empfunden hätten und sich frei gefühlt hätten, ihre Meinung zu äußern und persönliche Erfahrungen und Bilder zu teilen.

Die Bilder der Teilnehmer*innen findet ihr auf unserem Instagram.

Zeitraum: Mai und Juni 2021

Workshopleiterinnen: Luiza Folegatti, Sarah Stinshoff

„My Society, my choice? Gesellschaftliches Zusammenleben gemeinsam gestalten“ – Partizipativer Workshop

Der Workshop „My society, my choice?“ drehte sich rund um das Thema gesellschaftliches Zusammenleben, und um die Frage, wie junge Menschen dieses wahrnehmen, bewerten und mitgestalten wollen.

Die Teilnehmer*innen stellten sich zuerst vor und lernten sich dann gegenseitig kennen. Durch die Fragen „Welche Musik hast du auf dem Weg zum Workshop gehört? Welche Musik hörst du allgemein?“, „Welche Themen bewegen dich?“, „Was mögen wir beide?“, konnten sie etwas mehr übereinander erfahren und über Gemeinsamkeiten sprechen.

Nach dem Kennenlernen war der erste Programmpunkt eine eigene Biografie zu erstellen, bspw. in Form eines Zeitstrahls, und diese dann in der Gruppe vorzustellen. Die Teilnehmenden sprachen über Abschnitte und Ereignisse in ihrem Leben, die eine große Bedeutung für sie hatten und die sie gern mit den anderen teilen wollten.

Anschließend ging es dann in eine Gruppenarbeit, in der die Teilnehmer*innen sich mit den Fragen „Was sind meine Werte?“ und „Was ist mir wichtig für das Zusammenleben?” beschäftigten. Nach einer gemeinsamen Auswertung kamen fünf Hauptwerte zum Vorschein, die den meisten oder allen Teilnehmenden wichtig waren. Diese waren: Sensibilität/Empathie füreinander, Spaß, Solidarität, Offenheit, und (Selbst)-Reflektion. So wurde zum Beispiel zum Wert „Spaß“ besprochen, dass darunter mehr freie Zeit, weniger Druck zur Produktivität und auch das Genießen des eigenen Entwicklungsprozesses verstanden wird. (Selbst)-Reflektion bezogen die Teilnehmenden sowohl auf eine Reflektion auf die Gesellschaft als auch auf eine*n selbst als Individuum in einer Gesellschaft.

Nach der Mittagspause sprachen die Teilnehmenden über ihre Wunschgesellschaft. Zum Einstieg wurden Fragen besprochen wie: „Erkenne ich in dieser Gesellschaft meine Werte wieder?”, „Wie ist die Gesellschaft, in der ich gerade lebe?” oder „Wie schafft man es, seine Gesellschaft mitzugestalten?” Dazu kamen die fünf wichtigsten Werte der Gruppe zum Einsatz und Vorstellungen und Wünsche an die Gesellschaft wurden überlegt. Die Gruppe einigte sich, dass eine Wunschgesellschaft divers wäre, dass man sich in ihr als Individuum frei fühlen würde, akzeptiert werden würde und die Möglichkeit hätte, man selbst zu sein. Eine ideale Gesellschaft wäre für die Gruppe außerdem frei von Sexismus und den bestehenden Normen, die die Leben vieler Personen und Gruppen beeinträchtigen. Auch ein Sicherheitsgefühl wurde als wichtiger Aspekt genannt. Die Teilnehmer*innen wollen sich als Teil der Gesellschaft fühlen und positionieren, und sprachen auch über ökonomische und gesellschaftliche Gerechtigkeit. Auch konstruktive Kritik sollte in einer freien Gesellschaft ausgedrückt werden können, wobei da die Frage aufkam, wo die Grenzen der Kritik liegen und wie man diese zugunsten einer demokratischen Gesellschaft einhalten sollte. Für die Teilnehmer*innen wäre eine Gesellschaft idealerweise inklusiv, und dies aktiv und nicht performativ. Unter „performativer” Teilhabe verstehen die Teilnehmenden „Schein”-Aktivismus und nannten als Beispiel die „Black Lives Matter”-Bewegung, die von einigen Menschen genutzt wurde, um sich selbst als politisch oder empathisch darzustellen, ohne sich aber nach Abklingen der Demonstrationen weiterhin mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Im besten Fall gäbe es fairen Wohnraum für alle in der Gesellschaft lebenden Menschen, und sie wäre gekennzeichnet durch eine grundsätzlich antirassistische Struktur. Als letztes Merkmal einer Wunschgesellschaft einigten die Teilnehmer*innen sich auf mehr Kunst und Spaß, und die Möglichkeit zur kreativen Entfaltung.

Der letzte Part des Workshops „My society, my choice?“ widmete sich dem Austausch über verschiedene Diskriminierungsformen und auch persönlichen Erfahrungen der Teilnehmer*innen. Sie sprachen über Erfahrungen mit Sexismus oder Diskriminierung aufgrund der Herkunft. Dazu schauten sich die Teilnehmenden drei Kurzfilme an, die im diesjährigen Filmworkshop von „open mind“ entstanden sind und sich mit den Themen Wohnungssuche als migrantisierte Person oder auch (performative) Inklusion am Arbeitsplatz befassten.

Die Teilnehmer*innen nahmen nach eigenen Worten viele Eindrücke zu den unterschiedlichen Erfahrungen ihrer Mitmenschen mit. So wurde besonders der Austausch untereinander als bereichernd empfunden, da durch die unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Hintergründe auch viele Erzählungen dazu zusammenkamen. Die Teilnehmenden sprachen darüber, wie sie sich in der Gesellschaft positionieren, diese wahrnehmen und bewerten und was wir gemeinsam tun können, um diese unseren Wunschvorstellungen etwas näherzubringen.

Durchführungsort: Bona Peiser Sozio-kulturelle Projekträume, Berlin Kreuzberg

Zeitraum: Ein ganztägiger Termin im November 2021